Über Nacht hat die Sau im Gebüsch 11 muntere Ferkel gworfen. keiner hat´s gemerkt. Sie kommen morgens einfach um die Ecke gezogen... Sie werden für einige Tage von der übrigen Schweinefamilie getrennt und im Auslaufstall zugefüttert.

Mariä Himmelfahrt, 15. August, ist Kräuterweihe...

Einige haben sich inzwischen schon in der Dreschkunst  versucht. Die Dreschmaschine ist noch nicht da, aber wir  haben ja Flegel. Schon am Abend vorher wird der Dielenhof  mit Garben vollgeschüttet. Säuberlich Ähre an Ähre in  doppelten Reihen, mit den Kopfenden einander zugewandt...

Ganz früh am morgen wird geweckt. Es ist eine ziemlich  große Kunst, den Flegel richtig zu werfen, einmal um das  Korn auch wirklich aus den Ähren zu lösen, aber auch um den Takt mit den Anderen einzuhalten. Anschließend Vieh versorgen, Frühstück, Morgenstunde, barfuss im nassen Gras, Nickerchen... Am Nachmittag wird das neue Korn in die Windfege geschüttet, das lange Stroh wird in die Häckselmühle geschoben...
Das frische Korn gibt duftendes Brot. Das Korn wird gemahlen, zu Teig verknetet und in den Backofen geschoben...

Die Tage werden kürzer. Jeder Tag mit Sonne und milder Luft ist ein Geschenk. Äpfel, Birnen, Beeren ziehen die letzten Reifegrade in sich hinein.... Im Garten ist Erntezeit... Einkellern, Einmachen oder gleich Essen... Auf den Wiesen ist der zweite Schnitt fällig (Grummet). Die Schweine werden auf die Stoppelfelder gelassen... Restähren und nachschießendes Grün sind willkommene Abwechlsung. Dafür lassen sie den wichtigen Dünger für die folgende Ernte zurück. Die Schafe werden auf brachliegende Restflächen und Ränden an Hecken und Zäunen gehütet.


 Ende September  beginnt die Ernte  der Kartoffeln. Mit  dem Roder  werden die angehäufelten Reihen auseinandergeschleudert, die gelben Knollen fliegen auseinander, um von Hand in Körbe gesammelt  zu werden. Die Körbe werden auf dem Ackerwagen ausgeschüttet. Von dort geht es zur Erdmiete oder zum Keller... Vesper mit Kartoffelstuten, abends Kartoffelfeuer...

Anfang Oktober ist traditionell Erntedankfest. Sonntagmorgen im Gottesdienst, nachmittags wird auf dem Olandhof gefeiert. Dazu wird der Dielenhof mit Birkenbüschen ausgeschlagen.An den langen Tischen wird kräftig aufgetragen. Was schadet es, wenn das Pferd hinter der Raufe zusieht oder eine Henne gackernd in das Erzählen einstimmt, oder Schwalben über die Köpfe hinwegschießen? Nach dem Essen Feldbegang, während die Diele für den Erntetanz umgerüstet wird. Langsam treffen Nachbarn und Freunde ein. Der Musikant setzt sich mit seiner Ziehharmonika auf die Hille,Verstärker gibt es nicht. Sechs Leute haben einen alten Volkstanz einstudiert.

... Je mehr sich die Sonne zum Horizont senkte, desto mehr steigerte sich die Sehnsucht nach Feierabend. Mit Ungeduld zählte man die noch übrigen Furchen. Endlich wurde die letzte Reihe angeschnitten, der letzte Korb in die Säcke ausgeleert...

Dann dauerte es nur Augenblicke, so flackerte bei jedem Ginsterzweig ein Rankenfeuer, und vereint mit dem Abendnebel zog sich der Rauch über die Felder. 

... Die Feuer verglühten, Es wurde Zeit zum Rückweg. Jeder klopfte die Erde von den Holzschuhen und aus dem Korb, alles machte sich marschbereit. Unter dem Absingen allbekannter Lieder ging es dem Hause zu. Die Dämmerung war zur Dunkelheit geworden, die Weidenbüsche auf den Wiesen versanken im Nebel, schwach glühten die Feuerreste und aus allen Richtungen ertönten die Melodien der Kartoffelsucher, die das Feld verließen... "Abendrot, Abendrot..." erklang es von Norden, "O Straßburg, o Straßburg..." von Westen und weit vom Süden ertönte die bekannte Weise des "Guter Mond...".

Das bringt auch die Umstehenden in Gang. Auch die, die es sich bereits an der Theke eingerichtet hatten... Erntelieder... Erntebräuche...

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